SEG 15 D - Problembehebung: Miese Modulation bei angeschlossenem Aktivlautsprecher

von DL7AWL


...da bin ich gerade mal zwei Monate stolzer (aber unbedarfter) Besitzer eines SEG-15, schon gelingt mir ein echter Volltreffer: Ich stoße auf das obengennannte Problem, untersuche es und finde binnen 10 Minuten eine Lösung, die das Problem ursächlich abstellt. Als ich darüber auf der "SEG-Frequenz" berichte, sagt mir mein Gesprächspartner, ja, das Problem sei allgemein bekannt, eine typische SEG-15-Krankheit. Es gelte als unlösbar, weil nicht herauszubekommen sei, woran es liege. Man habe sich damit abgefunden...

Unlösbar??? Heureka, Volltreffer also! (Zum Glück hat er mir das nicht vorher gesagt, sonst wäre ich vielleicht gar nicht so unbefangen darangegangen...)

Problemanalyse

Intuitiv suchte ich gleich an der richtigen Stelle, nämlich an der Verdrahtung der NF-Anschlußbuchsen. Ich hatte nämlich festgestellt, daß das Problem etwas weniger stark war, wenn ich das Mikrofon an die linke statt an die mittlere Buchse anschloß. Etwas merkwürdig, wo doch beide Buchsen lt. Schaltbild parallelgeschaltet und damit elektrisch identisch sein sollten! Ich vermutete deshalb unsaubere Masseverhältnisse.

Die Vermutung erwies sich als richtig. Nach Ausschwenken beider Kassetten und Losschrauben des 5-V-Schaltreglers (2 Schrauben) wird die Verdrahtung der Eingangsbuchsen zugänglich. Was ich dort fand, war eine üble und höchst unstandesgemäße Ferkelei, die man jedem Hobbybastler als unverzeihlichen Lapsus angekreidet hätte: Nicht nur die gleiche Masseleitung für Ein- und Ausgänge, sondern diese auch noch "unmöglich" geführt!

Nämlich so (ACHTUNG: Blick von vorn/außen auf die die Buchsen! Bedeutung und Anschlußbelegung siehe hier):

Klarer Fall: Die Stromaufnahme des - sinnigerweise - an der letzten Buchse anzuschließenden Aktivlautsprechers erzeugt auf der "langen" Masseleitung einen Spannungsabfall, der allen davor liegenden Buchsen "zugute" kommt, und dessen Größe von der NF-Aussteuerung des Lautsprechers abhängt. Dieser Spannungsabfall ist zwar gering, gelangt aber über das Mikrofon (angeschlossen zwischen D und E) zusammen mit dem Modulations-Nutzsignal auf den NF-Eingang und wird dort hoch verstärkt. Das Phänomen ist logischerweise stärker, wenn das Mikrofon an Buchse 5 angeschlossen ist, weil dann die Leitung bis Masse noch länger ist und der Spannungsabfall entsprechend höher.

Es ist schon seltsam: Da werden an den Anschlußbuchsen sehr wohl getrennte Masseanschlüsse für Eingang, Ausgang und PTT vorgesehen, so wie es sich gehört - und innen werden dann alle schnöde gebrückt und obendrein auch noch "unmöglich" angeschlossen. Was die ansonsten doch so soliden und umsichtigen Konstrukteure sich wohl dabei gedacht haben...

Aber ich will nicht in Überheblichkeit verfallen, denn das ist nur ein Teil der Erklärung; eins bleibt immer noch unklar: Der Lautsprecher sollte ja während des Sendens stummgeschaltet sein, so daß eigentlich nur sein konstanter Ruhestrom einen Gleichspannungsabfall, aber keine überlagerte Stör-NF in den Modulationseingang einschleppen könnte. Jedenfalls im Idealfall, gäbe es nur ideale Schalter, kein thermisches Rauschen usw....
Während ein angeschlossener Kopfhörer ohne den Aktivlautsprecher beim Senden auch tatsächlich absolut stumm ist, wird ein deutliches Brodeln während des Sendens hörbar, sobald zusätzlich der Aktivlautsprecher angeschlossen wird. Also doch Stör-NF! Aber woher kommt sie? Die Erscheinung läßt vermuten, daß das Brodeln sowohl Ursache als auch Folge der Störeinschleppungen ist, also Teil eines kreisförmigen Hochschaukelungsprozesses.
Aber auch von der eingestellten Sendeleistung hing die Intensität des Problems ab. Da ich HF-Einstreuungen als Ursache ausschließen konnte (geschlossenes SEG-Gehäuse, Dummyload), kommen wohl wiederum nur Spannungsabfälle durch die bei hoher Leistung fließenden größeren Ströme als Ursache in Frage - also ungeschickte Masseverhältnisse auch noch an anderen Stellen!?
Das Verhalten deutet jedenfalls darauf hin, daß die obige Erklärung nur ein Teil des Problems ist, welches sich erst auswirken kann, wenn noch weitere (bislang unbekannte) Schmutzeffekte hinzukommen. Über die weiter zu spekulieren, sei allerdings müßig. Denn bei einem Teufelskreis genügt es ja, ihn an einer Stelle zu unterbrechen. Und so war das Problem einer schlechten Modulation nach Herstellung sauberer Masseverhältnisse an den NF-Buchsen denn auch spurlos verschwunden - und mit ihm auch das besagte "Brodeln".

Problembehebung

Die für das Mikrofon vorgesehenen Masseanschlüsse (E) habe ich von der unseligen "Masse-Sammelleitung" getrennt und stattdessen für sich allein mit dem Abschirmmantel der NF-Leitung verbunden, welche ja die "richtige", zum NF-Eingang gehörende Masse schon von ihrem anderen Ende her mitbringt. Nun passen Signal und Masse für den kritischen NF-Eingang zusammen! PTT und NF-Ausgang sind unkritisch und behalten ihre bisherige Masseverbindung, die nun weit, weit vom Mikrofoneingang weg ist...

Das Problem ist damit ursächlich behoben.

Vorsicht ist geboten, weil einige der mit Masse verbundenen Buchsenpins zugleich auch noch als Lötstützpunkte für (hier nicht gezeichnete) Abblockkondensatoren herhalten mußten. Aufpassen, daß die Kondensatoren hinterher an der "richtigen" Masse - z.B. Buchsenpins B - angeschlossen sind!


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